Glossar

Hier findest du die Erklärung zu unterschiedlichen Begriffen,
die auf unserer Seite und im neurodivergenten Spektrum
öfters vorkommen.

ADHS

ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung. Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind die Hauptmerkmale und kommen in unterschiedlichen Ausprägungen und Kombinationen vor. ADHS ist eine Neurodivergenz, da das Gehirn anders funktioniert als das typische Gehirn des Großteils der Menschen. Es kann z.B. extrem schwierig bis nicht machbar sein, bei einem Thema zu bleiben, weil sich das ADHS-Gehirn mehr über „Neues“ freut. Personen mit ADHS können unter Prokrastination leiden oder darunter, es nicht zu schaffen, ein Vorhaben (z.B. Lernen eines Instrumentes) diszipliniert durchzuziehen, sondern lieber bald das nächste neue Vorhaben zu beginnen. Es gibt noch weitere Anzeichen von ADHS. Es wird angenommen, dass ADHS etwas mit dem Botenstoff Dopamin im Gehirn zu tun hat. Personen mit ADHS empfinden viele Dinge als langweilig und leiden darunter aber durchaus, ihr eigenes Gehirn „nicht bezwingen“ zu können – oft leidet auch die Umgebung – vor Allem, weil Faulheit oder Undiszipliniertheit unterstellt wird und Vieles schwer nachvollziehbar ist.

ADHS ist eine der neurologisch bedingten Neurodivergenzen, bei der die Verwendung von stimulierenden Psychopharmaka relativ gut untersucht ist. Nicht für jeden sind diese hilfreich, aber für einige sehr wohl. Hierzu ist ein Psychiater aufzusuchen und es wird eine Diagnose benötigt (durch einen Psychiater oder klinischen Psychologen).

ADHS bringt aber auch Vorteile mit sich: So sind diese Menschen oft gute Teamplayer und verständnisvoll, denken mit Leichtigkeit out of the box, sind oft kreativ, haben Humor, haben ein gutes Durchhaltevermögen entwickelt und sind öfters energiegeladen und engagiert – auch können sie an Themen, die sie interessieren, lang und intensiv konzentriert arbeiten und Themen weiterentwickeln.

Autismus

Autismus ist eine Neurodivergenz, daher: eine andere Wahrnehmungsform und eine andere Wahrnehmungsverarbeitung des Gehirns.

Autismus ist außerdem ein Spektrum – es gibt unterschiedlichste Ausprägungen und Erscheinungsweisen des autistischen Seins bei unterschiedlichen Personen. Eine Auswirkung ist die erhöhte Detailfokussierung, wodurch Einzelheiten sehr genau wahrgenommen werden und Abweichungen stärker auffallen. Zumeist ist eine hohe Konzentrationsfähigkeit vorhanden, ebenso wie große Toleranz gegenüber Routineaufgaben. Eine andere Auswirkung ist eine geringere Filterfunktion, sodass mehr Sinnesreize das Bewusstsein erreichen. Meist sind logisch-analytisches Denken sowie gute Mustererkennung gegeben. Die Herausforderungen liegen im sozialen Umgang sowie der Kommunikation, da die Betroffenen nonverbale Signale und soziale Regeln ähnlich einer Fremdsprache lernen müssen und eher sach- als beziehungsorientiert kommunizieren.

Dyspraxie

Eine Neurodivergenz, welche sich auf die körperliche Ausführung von Handlungen bezieht. Die meisten Menschen mit Dyspraxie sind sehr kreativ und gut darin, out of the box zu denken. Sie tendieren auch dazu, stark strategische Denker:innen zu sein sowie talentierte Problemlöser:innen.
Aufgrund dessen, dass sie seit frühesten Jahren Schwierigkeiten überwinden müssen, sind sie oft entschlossener, motivierter und sehr bewandert darin, ihre eigenen Lösungsstrategien zu entwickeln.

Legasthenie / Dyslexie

Es handelt sich um mehrere Begriffe für dieselbe Neurodivergenz. Unter Dyslexie versteht man, dass trotz normalen Seh- und Hörvermögens die Fähigkeit eingeschränkt ist, Wörter oder Texte zu lesen und zu verstehen. Das Gehirn funktioniert also anders als üblich. Dafür sind Dyslexiker:innen öfters deutlich besser in der visuell-räumlichen Wahrnehmung oder im innovativen und kreativen Denken.

Dyskalkulie

Dyskalkulie ist eine angeborene oder durch Gehirnverletzung erworbene Schwierigkeit im Umgang mit Mathematik und Rechnen. Dabei ist die allgemeine Intelligenz nicht betroffen.
Betroffen sein können die Fähigkeit, Zahlen als solche zu verstehen, zu zählen oder zu rechnen, das Merken arithmetischer Fakten, den Umgang mit den entsprechenden Symbolen und Rechenvorgängen, oder auch Schwierigkeiten, graphische Darstellung von Zahlen zu verstehen. Fertigkeiten können antrainiert und „mechanisch“ ausgeführt werden, intuitives Verständnis fehlt dabei üblicherweise.
Der Hintergrund dabei ist, dass im Gehirn mathematische Operationen und Zahlen an anderen Stellen verarbeitet werden als üblich.
Dyskalkulie kommt auch häufig mit anderen Neurodivergenzen wie Dyslexie oder ADHS gleichzeitig vor.

Neurodiversität

also neurologische Diversität – ist ein Konzept, in dem neurobiologische Unterschiede als eine menschliche Disposition angesehen und respektiert werden. Atypische neurologische Entwicklungen werden als natürliche menschliche Unterschiede eingeordnet. Nachdem das Konzept Menschen jedweden neurologischen Status umfasst, sind alle Menschen als neurodivers zu betrachten, der Begriff Neuro-Minderheit („neurominority“) oder neurodivergent (abweichend vom Typischen) verweist auf Menschen, die als Minderheit nicht neurotypisch sind.

Neurodivergenz bzw. neurodivergent

Neurodivergenz ist ein Begriff dafür, wenn dem Gehirn zugeschriebene Funktionen bei einer Person anders sind, als es den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht. Die Person kann z.B. als neurodivergent bezeichnet werden, wenn sie im Autismus-Spektrum ist, ADHS hat, Legastheniker oder Dyspraxier ist oder als hochsensibel oder hochbegabt gilt. Neurodivergente Aspekte können auch manchmal gleichzeitig vorhanden sein – und zwar in verschiedensten Kombinationsformen und Ausformungen.

Neurotypisch

Eine Person ist neurotypisch, wenn die Funktionsweise ihres Gehirns der Mehrheit entspricht.